Heimat-Jahrbuch 2003

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„Kolibris“ unter den Schmetterlingen in Düsseldorf

Taubenschwänzchen (macroglossum stellatarum) und Hummelschwärmer (Hemaris fuciformis)

Farbige Schmetterlinge, die am Tag fliegen (Tagfalter), werden von vielen wahrgenommen und richtig bestimmt. Nachtaktive Schmetterlinge (Nachtfalter) bleiben unseren Augen in der Regel verborgen, nur selten sehen wir einen ruhenden oder aufgescheuchten von ihnen im Sonnenlicht. Einige ursprünglich nachtaktive Falter haben sich jedoch auf den Tag spezialisiert. Zu diesen zählen das Taubenschwänzchen und der Hummelschwärmer. Beide Arten, die oft gar nicht als Falter erkannt werden, sollen vorgestellt werden.

Taubenschwänzchen - Macroglossum stellatarum
1. Merkmale
Das Taubenschwänzchen zählt zur Gruppe der Schwärmer, die sich durch schnittige Flügel (Spannweite 40-50 mm) und einen kräftigen, stromlinienförmigen Körper auszeichnen. Die gelb-orangenen Hinterflügel sind erheblich kleiner als die grau-braunen Vorderflügel. Der verbreiterte Hinterleib mit weißen Flecken an den Seiten (Bild 1/3) wirkt wie ein Vogelschwanz („Taubenschwänzchen“). Aufmerksamkeit erregen die tagaktiven Falter bei der Nahrungsaufnahme. Sie setzen sich nicht ab, sondern „stehen“ schwirrend wie ein Kolibri vor den Blüten, um Nektar zu saugen (Bild 3). Der lange Saugrüssel - macroglossum = lange Zunge - wird beim Anflug an die Blüte ausgerollt (Bild 2/4).

2. Lebensweise
Taubenschwänzchen sind Wanderfalter, die Ende April aus Südeuropa nordwärts bis Skandinavien ziehen. In günstigen Jahren wandern sie in großer Zahl auch bei uns ein. Sie fliegen von Juni bis Oktober in 2 Generationen in offenen Geländen und in Gärten. Die Falter besuchen Blüten verschiedenster Art, die Raupen leben vom Labkraut. Taubenschwänzchen wandern im Herbst wieder nach Süden ab, nur bei milder Witterung gelingt eine Überwinterung.

Wanderfalter wie das Taubenschwänzchen sind hervorragende Flieger. Dazu befähigt sind sie durch die „aerodynamische“ Gestalt und die kräftige Flugmuskulatur. Sie erreichen Geschwindigkeiten von über 40 km/h. Der schnelle Flügelschlag verhilft ihnen auch, in kurzer Zeit den hohen Energiebedarf zu decken. In 60 Sekunden befliegen sie 100 Blütenkelche, an einem Tag benötigen sie Nektar aus 1500 Blüten.

Hummelschwärmer - Hemaris fuciformis
1. Merkmale
Auch die tagaktiven Hummelschwärmer gehören wie die Taubenschwänzchen zur Familie der Schwärmer. Ihr kurzer, kräftiger Körper und die Beine sind stark behaart, die Flügel weitgehend unbeschuppt und glasig (Bild 5/6). Die Falter gleichen in Aussehen und Verhalten - ein Brummton im Flug verstärkt diesen Eindruck noch - mehr einer wehrhaften Hummel (daher der Name „Hummelschwärmer“) und genießen so einen gewissen Schutz vor Freßfeinden. Fliegend bewegt sich der Falter nach Schwärmerart. Er schwebt wie ein Kolibri vor der Blüte und streckt seinen langen Rüssel hinein. Auffällig ist die schnelle, ruckartige Flugweise.

2. Lebensweise
Hummelschwärmer sind überall in Europa bis zu 2000 m Höhe verbreitet. Sie fliegen von Ende April bis Ende Juni in einer Generation, im Süden in zwei Generationen bis August. Ihr Lebensraum sind Waldränder, Lichtungen, Auen, Parklandschaften und Gärten. Die Falter lieben die Wärme, sind an vielen Nektarpflanzen zu sehen. Wichtige Nahrungspflanzen der Raupen sind die Rote Heckenkirsche und die Schneebeere. Der Hummelschwärmer überwintert als Puppe in einem lockeren Kokon unter Laubstreu.

Taubenschwänzchen und Hummelschwärmer in Düsseldorf
Taubenschwänzchen können von Juni bis Oktober im ganzen Stadtbereich regelmäßig beobachtet werden: an Deichen, auf Brachflächen, Äckern, Friedhöfen, Balkonen, in Gärten. Entscheidend ist das Vorhandensein von Blütennahrung. Bevorzugt werden blaue und rotviolette Blüten, etwa Disteln, Blutweiderich, Rotklee, Sommerflieder, Phlox, Geranien. Hummelschwärmer sind bei uns seltener. Beliebte Nektarpflanzen sind Günsel, Taubnesseln, Balkonblumen und Sommerflieder. Über beide Schwärmerarten liegen für Düsseldorf nur wenige Beobachtungen vor. Dies mag daran liegen, daß im Schwirrflug die Flügel der Falter nicht mehr zu erkennen sind. Der Hummelschwärmer dürfte wegen seiner Hummelähnlichkeit auch oft übersehen werden

Ludwig Amen