Heimat-Jahrbuch 2004

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Zwei Bunker für Kaiserswerth
Französische Kriegsgefangene waren 1940 auf der Großbaustelle im Einsatz
Von Hermine Conrad und Alfred Wiese

Um die Kaiserswerther Bevölkerung mit Beginn des Zweiten Weltkriegs vor alliierten Bombenangriffen zu schützen, waren großräumige Baumaßnahmen seitens der Behörden notwendig. Der Bunkerbau an der Klemensbrücke begann im Jahre 1940. Die Firma Hoch-Tief in Essen führte den Bau aus. Dipl. Ing. Georg Buchsbaum war verantwortlich für das Gesamtprojekt. Der Baustellenleiter namens Kersting, ein Westfale mit kräftiger Stimme, führte nach dem Kriege im Düsseldorfer Norden erfolgreich eine Baufirma.

Um beide Bunker, nördlich und südlich der Klemensbrücke unterirdisch großzügig zu verbinden,waren umfangreiche Vorarbeiten erforderlich. Die alte Klemensbrücke, welche ursprünglich nur einen Bogen hatte, wurde abgerissen. Auch die folgenden Häuser mussten der Baumaßnahme weichen: Haus Leo Köntgen, Darm- und Gewürzhandel „Auf dem hohen Wall“, das Haus Schmitz-Orth, Haushaltwaren (Rektor Orth) und das Haus der Bäckerei und Konditorei Ophoven (heute Commerzbank). Um den Fußgängerverkehr aufrecht zu erhalten, wurde eine hölzerne „Notbrücke“ über das alte Rheinbett gebaut. Sie führte durch den Obstgarten der Schlosserei Radmacher, der jetzigen Einfahrt und dem Parkplatz des Supermarktes Otto Mess und endete auf der kleinen St.- Göres-Straße. Der gesamte Auto- und Fuhrwerkverkehr in die Stadt und aus der Stadt heraus war jetzt nur noch über die Straße „An St. Swidbert“ möglich.

Überwiegend französische Kriegsgefangene, die im Kolmlager am Ritterskamp untergebracht waren, wurden damit beschäftigt, die Baustelle rundherum mit Spundwänden .abzustützen. Da der Bunker auch über zwei Etagen in die Tiefe reicht, gab es ständig Probleme mit dem Grundwasser. Die Franzosen sammelten in ihrer Freizeit an der Rheinfähre Schnecken. Damals war für uns Kinder das Essen von Schnecken ekelig. Die Kriegsgefangenen kamen auch manchmal heimlich zur Metzgerei Schum am Markt. Hier verteilte Vater Schum Wurstbrühe, Panhas und Blutwurst.

Der Bunker wurde nie ganz fertig. Mit den dunklen Granitsteinen, mit denen er verkleidet werden sollte, hatte man es an dem „Hochhaus“ nur bis zur ersten Etage geschafft. Die restlichen Steine wurden teilweise beim Wiederaufbau in Kaiserswerth verwendet. Beim wochenlangen Beschuss durch die Amerikaner fanden die Kaiserswerther Bürger dort Schutz vor den Granaten. Mehrere Düsseldorfer Familien hatten Schlafstellen in Kaiserwerth, um bei Alarm den Bunker aufsuchen zu können.

Nach dem Krieg entschloss sich die Bundesvermögensverwaltung, den Bunker in ein Wohnhaus umzubauen. In den frühen fünfziger Jahre sprengte man Löcher für die Fenster in die dicken Wände und richtete Wohnungen für zahlreiche Familien ein. Da Wohnraum nach dem Krieg nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung stand, war die Nachfrage nach diesen Wohnungen groß.