Heimat-Jahrbuch 2007

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Wo man singt, da lass dich ruhig nieder ...
10 Jahre Kinderchor St. Remigius Wittlaer
Von Walburga Lowinski-Richter

Im Januar 1996 war es soweit: 24 Kinder, darunter ein Junge, fanden sich zur ersten Probe des Kinderchores St. Remigius Wittlaer im Pfarrheim ein, um sich unter der Leitung der Musikpädagogin Petra Verhoeven auf das Abenteuer Chorgesang einzulassen. Von Anfang an legte Petra Verhoeven dabei als erfahrene Kinderchorleiterin und Konzertsängerin Wert auf eine konsequente altersgemäße Stimmschulung und Fortentwicklung der musikalischen und sängerischen Fähigkeiten der Kinder.

Bereits im September 1996 präsentierten 20 auf diese Weise trainierte Chorsängerinnen und –sänger der staunenden Öffentlichkeit in ihrem ersten Konzert im Pfarrheim eine Mischung aus geistlichen und weltlichen Liedern. Schon in diesem Konzert waren einige Erkennungszeichen des Chores zu beobachten, die sich bis heute erhalten haben. Zum einen die Chorkleidung, die aus weißen Oberteilen und dunkelblauen Unterteilen besteht und zum anderen die Rosen, die die Sänger zum Abschluss des Konzertes als Belohnung erhalten. Später wurde die Chorkleidung noch um selbst gefärbte Seidentücher ergänzt. Der Kinderchor bewies seine Verbundenheit zur Kirchengemeinde von Beginn an damit, dass er bei der musikalischen Gestaltung von Familiengottesdiensten mitwirkte, ein Umstand, der sich auch auf die Zahl der Besucher dieser Gottesdienste in erfreulicher Weise auswirkte.

Vor dem nächsten Konzert im September 1997 wurde ein Proben­wochenende, damals noch ohne Übernachtung, im Pfarrheim abgehalten, um die erste Kantate „Geschichten von Max und Moritz“ angemessen bewältigen zu können. Dieses Konzert wurde bereits durch eine Erzählerin und Dias bereichert, und die Chorkinder führten sogar einen Tanz auf, sodass für Groß und Klein keine Langeweile aufkam. Da eine Reihe von Chorkindern Instrumente erlernen, zeigten mehrere Chorkinder zwischen den gesanglichen Beiträgen auch insoweit ihr Können. Großen Anklang fand auch eine bis heute beibehaltene Sitte, die jüngeren Zuhörer am Ende des Konzerts mit zum jeweiligen Thema passenden Süßigkeiten für ihre Ausdauer zu belohnen. Wichtig war der Chorleiterin auch stets, dass die Chorkinder bei ihren Auftritten und Konzerten von sehr guten Musikern begleitet wurden. Die Besetzung, die sich anfangs auf Klavier, Querflöte und Gitarre beschränkte, wurde zwischenzeitlich, je nach Stück, um Klarinette, Trompete, Posaune, Geige, Fagott oder Schlagzeug ergänzt.

Im Herbst 1997 sammelten einige Chorkinder zudem erste „Studio“-Erfahrung, indem sie einige Lieder des Lehrprogrammes „Musik-Fantasie“ zur musikalischen Früherziehung aus dem Schuh-Musikverlag für eine CD einspielten, die nunmehr seit 10 Jahren unzählige Kinder im gesamten deutschsprachigen Raum bei ihren ersten musikalischen Schritten begleitet. Im Dezember 1997 sang der Kinderchor erstmals bei der alljährlichen Krippenfeier für Kinder in St. Remigius an Heiligabend. Eine Tradition, die seitdem ungebrochen ist.

1998 war der Kinderchor mit 13 Auftritten bereits aus dem Gemeindeleben nicht mehr wegzudenken, wobei das Auftrittsspektrum von der Seniorenweihnachtsfeier, den Familiengottesdiensten, dem Pfarrfest, der Adventsfeier der Frauengemeinschaft bis zum Gesang bei der Visitation des Weihbischofs reichte. In diesem Jahr fand auch der erste Chorausflug statt, der die Kinder zum WDR nach Köln führte. Es gab wiederum ein weltliches Konzert im Pfarrheim, das Lieder und Musikstücke zum Gegenstand hatte, die „rund um den Globus“ führten. Daneben gestaltete der Kinderchor mit dem Wittlaerer Kirchenchor ein Adventskonzert in der Kirche St. Remigius als zweites Konzert zur Weihe der neuen Orgel.

„Noah“, erstes geistliches Singspiel 1999 begründete der Wittlaerer Kinderchor eine weitere seiner Traditionen: Im April veranstaltete er mit „Noah“ zum ersten Mal ein geistliches Singspiel, das die szenische Gestaltung einer biblischen Geschichte zum Gegenstand hatte. 32 Kinder, darunter immer noch nur ein Junge, sangen und musizierten, getragen von der wundervollen Akustik der Kirche St. Remigius. Vor diesem Konzert zog sich der Kinderchor erstmals zu einem Probenwochenende in die Jugendherberge Mönchengladbach zurück. In den Folgejahren lernte der Chor auf diese Weise auch die Jugendherbergen Ratingen, Essen, Neuss, Xanten und Duisburg kennen, wo es neben den notwendigen Proben auch zahlreiche Freizeitaktivitäten gab, sodass sich die Chorfahrten großer Beliebtheit erfreuen. Für viele der kleineren Chorkinder ist es oft das erste Mal, dass sie ohne ihre Eltern auf große Fahrt gehen. Die Aufführung eines szenischen Singspiels durch den Kinderchor bei der weihnachtlichen Krippenfeier hatte in diesem Jahr ebenfalls Premiere. Auch organisatorisch ergab sich eine Änderung. Der Kinderchor wird seit Anfang 1999 durch den Freundes- und Förderkreis für Kirchenmusik „Musikfreunde St. Remigius Wittlaer“ finanziert und verwaltet. Neben den recht geringen Mitgliedsbeiträgen für die Kinder unterstützen seitdem einige Gemeindemitglieder die Arbeit des Chores durch große und kleine Spenden.

Im Jahr 2000 war der Kinderchor bereits auf 33 Sänger angewachsen und begann damit, seine Konzerte auch außerhalb Wittlaers aufzuführen. Mit der Geschichte vom „Rattenfänger von Hameln“ gastierte der Chor unter großer Beteiligung des Publikums sowohl im Wittlaerer als auch im Angermunder Pfarrheim. Eine erste CD wurde erstellt, auf der „Der Rattenfänger von Hameln“ und ausgewählte Lieder aus der Zeit von 1998 bis 2000 festgehalten wurden. Im Jahr 2000 sang der Kinderchor auch zum ersten Mal bei der Erstkommunion in St. Remigius. Dies kam so gut an, dass der Kinderchor seit dieser Zeit die Erstkommunionfeiern in Wittlaer in besonders kindgerechter Weise musikalisch mitgestaltet. Weiterhin fand wieder ein großartiges Adventskonzert gemeinsam mit dem Wittlaerer Kirchenchor statt.

2001 führte der Kinderchor mit mittlerweile 38 Mitgliedern das geistliche Musical „Der Turmbau zu Babel“ sowohl in St. Remigius in Wittlaer als auch in St. Agnes in Angermund auf. Außerdem nahm er neben seinen sonstigen Verpflichtungen erstmals angefragte Auftritte außerhalb Wittlaers, z.B. bei Firmenweihnachtsfeiern, wahr und gestaltete die anlässlich des 70. Geburtstages von Prof. Waldenfels entstandene CD „Lasst Herz und Seele klingen“ (Musik von Wittlaerern für Wittlaerer) mit.

Das Jahr 2002 bedeutete wiederum eine Zäsur in der Chorgeschichte. Mit dem Singspiel „Rumpelstilzchen“, das Christoph Verhoeven, der Ehemann der Chorleiterin, speziell für den Chor geschrieben hatte, gastierte der Chor, der mittlerweile aus 44 Mitgliedern bestand (darunter immerhin 6 Jungen), in Wittlaer, Angermund, Kaiserswerth und im Edmund-Hilvert-Haus in Unterrath. Man wagte sich mit großem Erfolg zum ersten Mal auch an eine umfangreiche szenische Darstellung heran. Chormitglieder konnten nun nicht nur als Solisten aus den Chorreihen hervortreten, sondern übernahmen ebenso die Rollen und konnten somit auch ihr schau­spielerisches Talent ausprobieren. Bei den weiteren Musicalaufführungen in den Folge­jahren spielte dieser Umstand eine immer bedeutendere Rolle, da die Stücke neben diversen solistischen Passagen auch umfangreiche Sprechrollen beinhalten, die bei den Chorkindern sehr begehrt sind und mit zunehmender Professionalität bewältigt werden. Das „Rumpelstilzchen“ und andere Lieder aus dem aktuellen Programm 2002 wurden noch im selben Jahr für die zweite CD des Kinderchores professionell aufgenommen und mit einem grafisch wunderschön gestalteten Booklet herausgegeben. Im Dezember 2002 gab der Kinderchor ein eigenes Adventskonzert in der Kirche St. Remigius. Neben den Wittlaerer Musikern Birgit und Gerhard Michalski und Kathrin Stefan wirkte auch Prof. Heinz Markus Göttsche (Landeskirchenmusikdirektor der Pfalz a.D.) mit. Zudem gestaltete der Kinderchor gemeinsam mit den Kommunionkindern dieses Jahrgangs eine von nunmehr zwei Krippenfeiern.

„Sag niemals nie zu Ninive“ 2003 war der Kinderchor bereits auf 60 Stimmen, darunter 12 männliche, angewachsen, also groß genug, um das erste geistliche Musical „Sag niemals nie zu Ninive“ aufzuführen. Seit dieser Zeit bewirbt der Kinderchor seine Konzerte mit professionell gefertigten Plakaten, die alle der in Wittlaer wohnenden Grafik-Designerin Ragna Bolender zu verdanken sind, und tritt in biblischen Kostümen auf, die zunächst geliehen und später selbst genäht wurden. Außerdem werden seitdem Bühnenbilder, Licht- und Tontechnik eingesetzt. Neben einem vorweihnachtlichen Konzert im Walter-Kobold-Haus nahm der Chor auch am Weihnachtssingen in Angermund mit dem Angermunder und dem Wittlaerer Kirchenchor teil und gestaltet seit diesem Jahr Heiligabend beide Krippenfeiern in St. Remigius mit einem szenischen Krippenspiel.

Im Jahr 2004 war mal wieder ein weltliches Thema an der Reihe: Der auf 72 Stimmen erstarkte Chor führte unter dem Motto „Eine Seefahrt, die ist lustig“ sowohl im Wittlaerer Pfarrheim als auch beim Frühlingsfest in Einbrungen das Singspiel „Die Seefahrt nach Rio“ auf. Im Juni 2004 wirkten die Wittlaerer Chorkinder mit einer großen Abordnung beim Diözesankinderchortag in Köln mit, wo sie in der Kölner Philharmonie gemeinsam mit den anderen Düsseldorfer Kinderchören das geistliche Musical „Traun wir uns den Wolken nach“ vor ca. 2000 Kindern zur Aufführung brachten. Sicher ein einmaliges Erlebnis für alle, die vor und hinter den Kulissen dabei gewesen sind! Neben einer weiteren CD-Aufnahme einiger Lieder aus „Kommt und singt“ für die Geschichte „Die Kirchenmäuse ziehen ein“ der Angermunderin Ute Nicholas sang der Kinderchor gemeinsam mit dem Gerresheimer Kinderchor bei dem alljährlich von der Arbeitsgemeinschaft der Düsseldorfer Heimatvereine veranstalteten Weihnachts­singen in der Düsseldorfer Tonhalle, das in diesem Jahr Lieder und Geschichten zur Weihnacht aus Frankreich zum Thema hatte.

2005 führte der aus dem Kinderchor erwachsene neu gegründete Jugendchor mit 20 Mitgliedern in seinem ersten eigenständigen Projekt das Musical „Maria“ mit sehr großem Erfolg sowohl in der Angermunder als auch in der Wittlaerer Pfarrkirche auf. Im Januar 2006 gastierte er damit auf Einladung von Pfarrer Schmitz auch in der Suitbertus-Basilika in Kaiserswerth. Der nunmehr in „Kinder- und Jugendchor St. Remigius Wittlaer“ umbenannte Chor führte 2005 das geistliche Musical „Unterwegs in ein neues Land“ zweimal in der Evangelischen Stiftungskirche in Einbrungen auf, da diese aufgrund ihrer Größe mehr Platz für den inzwischen um die 80 Kinder fassenden Chor und deren szenische Darstellungen bietet und allen Zuschauern eine bessere Sicht auf das Geschehen ermöglicht. Neben der für die teilnehmenden Kinder sicher sehr beeindruckenden Beteiligung des Kinderchores am Weltjugendtags­geschehen innerhalb der Pfarrgemeinde St. Remigius nahm der Chor zum zehnjährigen Bestehen eine CD mit 20 wunderschönen Liedern aus dem aktuellen Repertoire des Chores passend zu Anlässen aus dem Kirchenjahr auf. Diese professionell aufgenommene CD „Getragen von Dir“, von der 300 Exemplare hergestellt wurden, ist bis auf wenige Exemplare ausverkauft und ein großer Erfolg geworden. Aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des Kinderchores gab dieser zusätzlich ein Adventskonzert in der Kirche St. Remigius, wo die Chorkinder zwischen den Gesangsstücken an den von ihnen gespielten Instrumenten (Block- und Querflöte, Klarinette, Saxophon, Trompete, Geige, Cello, Orgel) glänzen durften. Inzwischen spielen viele Chorkinder auf ihren Instrumenten auf so fortgeschrittenem Niveau, dass diese auch bei den kirchenmusikalischen Sonntagen der Kirchengemeinde mitwirken können oder künftig projektweise zu einem kleinen Ensemble zusammengeführt werden.

Zu Pfingsten 2006 bekam der Kinderchor erstmals Besuch von einem Gastchor, und zwar von den Ulmer St. Georgs-Chorknaben, der in Wittlaerer Familien für zwei Nächte beherbergt wurde und einen Gottesdienst mit anschließender Matinee in unserer Gemeinde gestaltete. Beim gemeinsamen bunten Abend wurde der Kontakt vertieft und ein Gegenbesuch beschlossen. In den Osterferien 2007 startet eine Abordnung des Kinder- und Jugendchores nach Ulm, um dort ein geistliches Musical aufzuführen. Im Sommer hatten wieder einige Kinder Gelegenheit, bei einer CD-Produktion mitzuwirken, die zur Organspende motivieren möchte.

Im Oktober 2006 sangen zahlreiche Mitglieder des Jugendchors bei der Aufführung von Mozarts „Krönungsmesse“ gemeinsam mit den Kirchenchören des Pfarrverbandes in der Kaiserswerther Basilika mit. Für die meisten Kinder ist die Einstudierung einer Mozartmesse eine ganz neue Erfahrung und eine große Herausforderung, die mit großer Begeisterung und einem ungeheuren Lerneffekt einherging. Die Mitwirkung beim Düsseldorfer Dekanatskinderchortag mit der Uraufführung eines Bibelmusicals, die Teilnahme am Diözesanjugendchortag in Köln, diverse Veranstaltungen in der Kirchengemeinde, ein eigenes Adventskonzert und die Gestaltung der beiden Krippenfeiern rundeten das Jahr ab.

Zurzeit hat der Kinder- und Jugendchor etwa 80 Mitglieder zwischen 6 und 16 Jahren und ist damit der drittgrößte Kinderchor in der Erzdiözese Köln. Es singen übrigens nicht nur katholische, sondern auch eine ganze Reihe evangelische Kinder mit. Doch nicht nur quantitativ hat sich die Chorstärke in den vergangenen Jahren stetig nach oben entwickelt. Auch qualitativ wurde eine Weiterentwicklung vom zunächst einstimmigen Gesang bis zur Dreistimmigkeit erreicht. Eine sehr gute Text­verständlichkeit wurde von Anfang an stets lobend hervorgehoben und das tonsichere Singen mit sauberer Intonation war immer schon ein wichtiger Bestandteil der Probenarbeit.

Im Laufe der Jahre wurden inhaltlich verstärkt geistliche Themen aufgegriffen, da die Kinder große Freude und Interesse daran zeigten, die biblischen Geschichten genauer kennen zu lernen und zum Leben zu erwecken. Auch organisatorisch hält die Chorleiterin mit regelmäßigen Elterninformationen, die die Pinnwände der Chorfamilien schmücken und Antwortcoupons, mit denen die Teilnahme der Kinder an den diversen Veranstaltungen abgefragt wird, die Zügel stets fest in ihren Händen. Sie lässt es sich zudem nicht nehmen, die Kinder ab und zu mit etwas Süßem nach der Chorprobe zu belohnen und jedem Kind zu Weihnachten ein kleines Geschenk zu überreichen.

Die vielfältigen Aktivitäten des Chores wären jedoch ohne die tatkräftige Unterstützung der Eltern undenkbar. Gottlob gibt es in Wittlaer zahlreiche Eltern, die sowohl in musikalischer Hinsicht als auch als Betreuer den Kindern und der Chorleiterin bei Konzerten und Fahrten gerne zur Seite stehen. Nicht zu unterschätzen ist auch das Engagement des Pfarrverwesers von St. Remigius Wittlaer Prof. Dr. Hans Waldenfels und des Kantors Heinz-Jacob Spelmans, die den Chor und die Chorleiterin stets wohlwollend unterstützten.

Hoffentlich kann man dem Bericht entnehmen, dass Langeweile in diesem Chor ein Fremdwort ist, denn hier ist tatsächlich immer etwas los. Wer also gerne singt und Lust hat, den Kinder- und Jugendchor in seinem zweiten Jahrzehnt zu unterstützen, ist herzlich eingeladen, donnerstags von 16.30 – 17.30 Uhr (ab 6 Jahre bis einschließlich 4. Schuljahr) bzw. donnerstags von 17.30 – 18.45 Uhr (ab 5. Schuljahr) zur Chorprobe zu kommen.