Fritz Köhler, Künstler sehen Wittlaer

Fritz Köhler (1887-1972)
"Nachmittag am Rhein bei Nierst", Öl/Lw., 50 x 60 cm, um 1940, Privatbesitz


Der Blick auf das eigene Dorf von der gegenüberliegenden Rheinseite bei Nierst hielt Friedrich, genannt Fritz Köhler als Gemälde während der 30er bzw. 40er Jahre fest. Seine Ausbildung zum Landschaftsmaler erhielt der in Hamburg aufgewachsene von 1909-1912 als Schüler des Künstlers Theodor Hagen an der Kunstschule in Weimar. Hier scheint er von der schlichten und realistischen Naturauffassung (Thieme-Becker) seines Lehrers maßgeblich beeinflußt worden zu sein und hielt in einer solchen Manier ab 1913 den Niederrhein in zahlreichen Landschafts- und Marinedarstellungen fest. So auch Wittlaer, das Köhler um 1940 an einem sonnigen Sommertag nicht weit vom Ufer des Rheins entfernt aus betrachtete. Der Strom zieht sich hier nun als blaues Band durch die obere Bildhälfte und stemmt sich zwei Schiffen entgegen, die mit Dieselkraft flußaufwärts Richtung Düsseldorf fahren. Den gleichen Mühen scheint sich auch ein Ruderer auszusetzen, der von zwei am Flußufer stehenden Personen betrachtet wird und nahe den Landzungen im Wasser treibt. Köhler nutzt die Dynamik, die dem Sehverhalten von links nach rechts innewohnt, und unterstützt diese Bewegungsrichtung durch den leichten Anstieg des Flußverlaufes zur rechten Bildseite. Im Mittelgrund des Gemäldes sehr kleinteilig arbeitend, vergröbert sich der Pinselstrich zum vorderen Bereich der Darstellung. Dominierend bleibt die Farbe Grün, welche allen anderen Farben der Palette beigemischt zu sein scheint. Auch der von größerem Bewuchs im Vordergrund ins Bildfeld fallende Schatten ist nicht in dunklem Grau gemalt, sondern wird von Grüntönen bestimmt, die sich stark vom Gelb der sich daran anschließenden Wiese abheben. Es scheint, als hätte Fritz Köhler unter dem Schatten eines Baumes gestanden und aus dieser abgedunkelten Zone seine Darstellung des im hellen Sommerlicht liegenden Wittlaers entwickelt.