L. Schramm-Heckmann, Künstler sehen Wittlaer

Liselotte Schramm-Heckmann (1904-1995)
"Der Rhein bei Bockum", 1951, Aquarell


Ein tief gesetzter Horizont, eine tief gestaffelte Landschaft sowie nur geringe Spuren menschlichen Lebens entführen den Betrachter in eine Landschaft, die wunderlicher kaum sein könnte. Besonders augenfällig ist an diesem Aquarell die Gestaltung der Bäume, welche im Vordergrund teilweise bis an die obere Bildbegrenzung reichen und ihre Transparenz nicht nur durch die der Künstlerin eigenen Darstellungsart verdanken, sondern ebenso den Farben des Himmels, vor dessen großer Fläche sich ihre Blätter kontrastierend abheben. Auch hier scheint es sich wieder um die auf Papier gebannte und künstlerisch verfremdete Morgenstimmung zu handeln, welche in einem hellgelb gefärbten und zum oberen Bildrand langsam in einem hellblauen Farbton übergehenden Kolorit auf das Aquarellpapier gebracht wurde. Im Vordergrund erlauben zwei, an der Uferbegrünung stehenden und die seitlichen Bildbegrenzungen flankierenden Baumgruppen einen Blick in die tief ins Bildinnere führende Landschaft, wobei dieser durch die zur Mittelachse gekrümmten Baumstämme geradezu in jene Richtung gelenkt wird. Über den Rhein schauend passiert der Blick des Betrachters wiederum eine Lücke zwischen den auf der anderen Stromseite am Ufer stehenden Bäume und endet dann letztlich an einer, in weiter Ferne aufgereihten, den gesamten Horizont einnehmenden und bereits in dunstiges Licht getauchten Baumreihe. Durch dieses, in der Malerei häufig angewandte Verfahren, die optische Exaktheit einer Landschaft mit zunehmender Entfernung vom Betrachter allmählich zu verschleiern, entsteht auch bei dieser Darstellung geradezu ein Tiefensog, der durch seine lineare Führung über die Mittelachse, einem tief angesetzten Horizont sowie dem räumlich klar und eng strukturierten Ausgangspunkt im Bildvordergrund einem Höchstmaß an Kalkül entspricht. Die einzigen Hinweise auf menschliche Spuren finden sich an exakt definierten und den Gesetzen der Symmetrie auch in diesem Fall folgenden Standpunkten. Am linken Bildrand sind die Reste einer Mauer zu erkennen, rechts ein Käfig mit Federvieh und in der Bildmitte eine scheinbar an einem Boot befestigte Fahne sowie eine rot/weiß gestreifte Angelrute.