Richard Gessner, Künstler sehen Wittlaer

Richard Gessner (1894-1989)
"Haus Melbeck in Wittlaer", Aquarell


Der Name des alten Anwesens im Wittlaer geht auf Hermann und Wilhelm Melbeck zurück, Besitzer des Hofes im frühen 17. Jahrhunderts als erste Bürger evangelischen Glaubens im Ort. Ihre Nachkommen bewirtschafteten das Gut noch bis um 1800. Bemerkenswert sind außer der ohnehin schon für ein Bauernhaus relativ seltenen Zweigeschossigkeit, jener an beiden Seiten des Hauptgebäudes vorhandene Treppengiebel, welcher die Schauseiten des Anwesens weithin sichtbar auszeichnen. Neben einem kleineren Seitenflügel aus älterer Zeit wurden im Laufe der Jahrhunderte mehrere Anbauten vorgenommen, um den Erfordernissen eines größeren landwirtschaftlichen Betriebes Rechnung tragen zu können. Richard Gessner bediente sich bei der Gestaltung seines Aquarells von Haus Melbeck eines kompositorischen Details, der sich in der Kunstgeschichte als beliebtes Mittel zur Einbeziehung des Betrachters in eine Darstellung erwiesen hatte. Im Bildvordergrund sind zwei Personen abgebildet, die ihm den Rücken zukehren und ihn damit auffordern, sich genau das anzusehen, was sie ebenfalls in diesem Augenblick betrachten. Die Darstellung selber hält mit schnellen Strichen und Umrissen das Hauptgebäude und mehrere Anbauten fest, wobei die nachträglich aufgebrachte Aquarellfarbe ? in ebenso zügiger Manier die einzelnen Bildelemente charakterisiert. Diese Skizzenhaftigkeit geht allerdings nicht zu Lasten der Detailtreue, denn, obwohl man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, eine flüchtige künstlerische Geste zu betrachten, scheint doch kein Bestandteil des Darstellungsgegenstandes zu fehlen.