Hermann Schauten, Künstler sehen Wittlaer

Hermann Schauten (1905-1974)
"Haus Werth", Öl/Lw., 80 x 110 cm, Restaurant "Brands Jupp"


Bereits das Wittlaerer Jahrbuch 1986 zeigte mit den Darstellungen von »Jüppi« Brand und Johann Schmitz-Lökes zwei Werke von Hermann Schauten, die seine Auseinandersetzung mit Wittlaer und seinen Bewohners widerspiegeln. Ein anderes Beispiel ist das hier abgebildete Gemälde, welches das am Rheinufer gelegene Haus Werth darstellt, so wie es sich dem Betrachter darbietet, wenn er sich von Kaiserswerth in Richtung Wittlaer begibt. Bildbeherrschendes Element ist dieses stattliche Gebäude, das sich auf der senkrechten Achse des Goldenen Schnitts befindet und somit eine kompositorisch akzentuierte Position einnimmt. Halb verdeckt durch eine Baumgruppe befindet sich das Gebäude im Mittelgrund und ist kaum nuancierter gemalt als andere Bilddetails. Auch bei diesem Gemälde Hermann Schautens wird nicht der Bildgegenstand an sich, sondern die von ihm ausgehende Bildwirkung zum eigentlichen Darstellungsthema. Die sich dabei dem Betrachter mitteilende Ruhe und Bewegungslosigkeit, welche den meisten Werken Hermann Schautens zu eigen ist, erreicht der Künstler durch einen eigenartigen nebeligen Schleier, der gleichsam wie vor seinen Werken aufgespannt, zusammen mit den erdfarbenen Tönen den Szenen eine unvergleichliche Stille verleiht. Ein Großteil des Gemäldes nimmt die Wiedergabe des Himmels ein, die sich aus einer Vielzahl von kleinen Pinselstrichen zusammensetzt. Eindeutig präferiert der Künstler die erdene Landschaft, deren Acker nunaciert dargestellt, die vielen Krumen, Vertiefungen und Wagenspuren am detailliertesten wiedergibt, wohingegen der Blick auf den Fluß sogar noch durch einen silhouettenhaft hervorgehobenen Strauch verstellt ist. Wenn auch ungemein belebend, wirkt die Wiedergabe des Dampfschiffes am linken Bildrand in Anbetracht der andächtigen Stille als geradezu uncharakteristische Kühnheit. Die frontale Darstellung eines sich bewegenden Gegenstandes suggeriert dem Betrachter ein Höchstmaß an Geschwindigkeit, der er auf Grund des sich auf ihn zu bewegenden Gegenstandes unmittelbar ausgesetzt ist. Hier noch unterstützt durch die Gischt am Schiffsbug und den Qualm des Motors, gibt dieses Detail jedoch den einzigen Hinweis auf eine zeitliche Einordnung der Szene. Während die Gestalt von Haus Werth über mehrere Jahrhunderte in dieser Form bestand hatte, befuhren motorisierte Schiffe den Rhein erst ab den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts.