Heimat-Jahrbuch 2004

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Vorwort

Die mehrjährigen Bemühungen des Heimat- und Kulturkreises Wittlaer in Zusammenarbeit mit der Bezirksvertretung 5, Oberbürgermeister Erwin sowie den Bürgervereinen und Bürgern einiger Nachbarorte um eine Reduzierung des Fluglärms haben schließlich zum Erfolg geführt: Seit dem 4. September 2003 bringt die neue Flugroute Modru 4T eine Entlastung für den Düsseldorfer Norden, den Duisburger Süden und den Norden Meerbuschs. Allerdings ist der alte Zustand aus der Zeit vor dem 13. Juli 2000 nicht ganz wiederhergestellt. Denn immerhin noch 30% des Abflugverkehrs des Lohauser Flughafens müssen die Wittlaerer weiterhin (er)tragen. Über die Hintergründe der jahrelangen Auseinandersetzung, die Interessenlage bestimmter Gruppierungen, die Manipulationsversuche zu Lasten des Düsseldorfer Nordens erfahren Sie mehr in dem Beitrag „Die Posse mit dem Fluglärm“.

Während der Zeit des Dritten Reiches etablierte sich der sog. Kerzenkreis, zu dem auch der damalige Wittlaerer Pastor Franz Vaaßen gehörte. Die „Kerzianer“ waren Freunde und Förderer der modernen Kunst, die damals als „entartet“ angesehen wurde. Trotz aller Widerstände gelang es Franz Vaaßen, die Wittlaerer Kirche mit moderner sakraler Kunst auszustatten. Dabei geriet er nicht nur mit den weltlichen und geistlichen Behörden in Konflikt, sondern auch ein großer Teil der Pfarrangehörigen war für Vaaßens moderne Kunstauffassung nicht zu begeistern. Zum Kerzenkreis zählten Künstler wie Ewald Mataré und Heinrich Nauen, die von Vaaßen Aufträge und damit Hilfe zur Sicherung ihrer Existenz erhielten. Die Kerzianer standen politisch konträr zur herrschenden nationalsozialistischen Ideologie, was für viele mit beruflichen und persönlichen Nachteilen verbunden war. Vaaßen wurde schließlich 1944 wegen wehrkraftzersetzender Äußerungen verhaftet und verließ als todkranker Mann das Gestapogefängnis. Mit dem Kerzenkreis befasst sich eingehend der Beitrag von Herbert Jacobs in diesem Buch.

Vor Ihnen liegt der 25. Band des Heimat-Jahrbuches Wittlaer, ein Vierteljahrhundert Information und Dokumentation aus Geschichte und Gegenwart Wittlaers und der näheren Umgebung. Das Jahrbuch ist ein „Kind“ des 1978 gegründeten Heimat- und Kulturkreises Wittlaer, der im Jahre 2003 auf sein 25jähriges Bestehen zurückblicken konnte. Gleich nach der Vereinsgründung machte sich der Vorstand Gedanken darüber, wie er die heimatlichen Kulturgüter sichern, das Brauchtum erhalten, die heimatliche Geschichte erforschen und die Ergebnisse „in geeigneter Form“ der Öffentlichkeit zugänglich machen könnte. Als Ergebnis dieser Überlegungen lag am 31. Oktober 1979 das erste Heimat-Jahrbuch Wittlaer vor, beginnend mit dem Jahr 1980. Die Präsentierung eines Buches war vor allem dem damaligen Vorsitzenden Dr. Hermann Eich zu verdanken. Er brachte das notwendige „Know-how“ aus seiner journalistischen und schriftstellerischen Tätigkeit mit, durch das das Risiko einer Buchherausgabe kalkulierbar wurde. Dr. Eich starb 89jährig im Februar 2003.

Bruno Bauer, Redaktion