Heimat-Jahrbuch 2005

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New Einbrungen: ein sicheres und friedvolles Miteinander?
Eine besondere Gruppe: die jungen, internationalen Einbrunger
Von Beatrice Larose

Es ist am Ende eines sonnigen Tages. Das Wetter ist warm und schwül. Ich lasse mein Auto auf dem allgemeinen Parkplatz stehen. „Ich kenn' Dich doch, Du wohnst in dieser Straße“, begrüßt mich ein kleines selbstbewusstes Vorschulmädchen, das ihr Spiel auf der Straße mit den beiden jüngeren Geschwistern unterbricht. Ein paar Meter weiter muss ich schnell ausweichen, um nicht frontal mit einem Fünfjährigen auf seinem brandneuen Fahrrad zusammenzustoßen. Weitere Hürden erwarten mich in der Form von Mini-Rennwagen, die von pedaltretenden Dreijährigen gefahren werden, sowie wild verstreutem Spielzeug. Die Kleinen kommunizieren alle irgendwie miteinander, obwohl sie dänisch, koreanisch, amerikanisch, japanisch, deutsch oder polnisch sind.

Dank Dutzender von Kreidestücken in den Händen kreativer Kinder haben die Straßensteine staubige Farben angenommen und bilden einen interessanten und fröhlichen Kontrast zu dem üppigen Grün der Vorgärten. Da autofrei, ist die Straße ein idealer Spielplatz geworden. Die Kinder haben viel zu entdecken (und zu ändern). Sogar Pfützen sind attraktiv - an Regentagen.

Nicht nur die Kleinen treffen sich auf unseren Einbrunger Straßen. Unternehmungslustige Nachbarn haben Straßenfeste organisiert und versammeln enthusiastisch, was wie die Welt im Kleinen aussieht. Das erste Einbrunger Fest ging sogar noch einen Schritt weiter. Man sah dort, wie sich alle Einbrunger Familien vermischten, egal aus welcher Straße oder aus welchem Haus.

Woher stammt der Erfolg dieses Zusammenseins? Warum grüßen die Nachbarn einander so freudig, reden miteinander und helfen einander? Warum sprechen die meisten Kinder Leute aus ihrer Straße so vertraulich an? Könnte die Antwort sein, weil sie Yippies sind, Young, International Pioneers? Jung im Herzen, international durch all die vielen Nationalitäten, Hintergründe und Kulturen, aus denen sie kommen und Pioniere deswegen, weil sie alle kürzlich in die Neue Welt von Einbrungen gezogen sind.

Was sich aber nicht konstant verbessert, degradiert wieder. Nichts ist perfekt; alles kann jederzeit verbessert werden. Was können wir für unsere Jugendlichen, unsere Teenager tun? Was können wir tun, um unsere Wittlaerer Nachbarn willkommen zu heißen? Was können wir tun, um die Integration aller Einbrunger Familien zu pflegen? Was können wir tun, damit Unfrieden stiftende Leute wissen, dass sie nicht willkommen sind? Was können wir tun, um unser Einbrungen sauber und schön zu halten?

Sollen wir für Einbrungen tun, was wir für unsere Familien tun? In unseren Familien sorgen wir dafür, dass wir die Mahlzeiten gemeinsam einnehmen (und sei es bei eingeschaltetem Fernseher). Wir laden Freunde und die Freunde unserer Kinder in unsere Familien ein. Wir machen uns Gedanken, wie wir jeden in der Familie glücklich machen können und bleiben informiert, wie wir uns selber am besten beschützen. In unseren Familien kämpfen wir wiederholt den Kampf gegen das Chaos.

Bald fängt die Schule wieder an - einige Schulen haben bereits begonnen. Jeden Morgen werde ich zur gleichen Zeit die Straße hinuntergehen wie die Kinder aus der Nachbarschaft. Sie werden grüßen, das weiß ich, und falls sie wach genug sind, mit Fragen und kleinen Geschichten kommen. Sie sind eine ganz besondere Gruppe der nächsten Generation: die jungen internationalen Einbrunger: diejenigen, die glücklich sind, wenn sie mit jedem kommunizieren können, die kreativ miteinander spielen und arbeiten können und die gerne leben und sich um eine schöne Umgebung kümmern.

Beatrice Larose

Anmerkung
Beatrice Larose ist Development Director an der International School of Düsseldorf in Kaiserswerth und wohnt in Einbrungen, Hermann-Schauten-Weg 43