Heimat-Jahrbuch 2006

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Faszination Pferdesport
40 Jahre „Duisburg-Wittlaerer Reiterverein e.V.“
Von Hans-Dieter Röhrs

Im Jahre 1965 am 19. Mai erfolgte die Eintragung des Vereins in das Register beim Amtsgericht Duisburg. Es war eine kleine Gruppe von ca. 20 pferdebegeisterten Personen, die aus einer ersten Interessengemeinschaft auf der ehemaligen Wasserburg Groß-Winkelhausen diesen Verein ins Leben gerufen hat. Heute nach 40 Jahren sieht vieles anders aus. Der Verein hat sich auf Gut Groß-Winkelhausen - zwischen den Städten Düsseldorf und Duisburg im Dreieck zwischen der B 8 und der B 288 gelegen - hervorragend entwickelt, und heute zählen ca. 120 aktive Mitglieder zum Stamm, und ca. 50 Pferde haben dort ihr Zuhause. Auch einige Gründungsmitglieder sind dem Verein und den Pferden bis heute treu geblieben und noch aktiv dabei. Jedes Jahr wird ein großes Reitturnier mit Dressur- und Springprüfungen durchgeführt. In diesem Jahr aus Anlass des 40-jährigen Jubiläums war alles noch größer und schöner, und auch der Wettergott hat mit herrlichem Sonnenschein den richtigen Rahmen geboten.

Doch noch ein Blick zurück. Die Wasserburg ist Wittlaers nördlichste Station an der Grenze zu Duisburg. Sie wurde bereits im Jahre 1288 erstmals erwähnt, auch in Verbindung mit der Hubertuskapelle. Auf dem 430-Morgen-Hof wurde schon immer Landwirtschaft betrieben – zunächst ging es vornehmlich um Milchwirtschaft und Schweinezucht. In den 60er Jahren setzte ein Wandel ein – die erwirtschafteten Produkte ließen sich nicht mehr so gut vermarkten - und der Pferdesport bekam eine größere Bedeutung. Diese Entwicklung wurde frühzeitig von dem damaligen Pächter des Hofes, Karl Sonnen sen. erkannt und durch seine Passion zu den Pferden begünstigt. Karl Sonnen widmete sich zunächst der Kaltblut- und nach einigen Jahren der Warmblut-Pferdezucht und das sehr erfolgreich mit eigenen Hengsten und eigenem Stutenstamm. Familie Sonnen bewirtschaftet bereits seit 1909 diesen Hof und das nun bereits in der dritten Generation. Im Jahre 2001 konnte das Anwesen von der Familie erworben werden. Die Hoffnung besteht und die Weichen sind gestellt für einen weiteren Fortbestand dieser Aktivitäten.

Wo früher Kühe, Rinder und Schweine zu Hause waren, wurden nach der Gründung des Vereins im Jahre 1965 die leerstehenden Stallungen in Pferdeboxen umfunktioniert. Heute sind aus den ursprünglich einfachsten Stallungen pferdegerechte, lichtdurchflutete Boxen entstanden, so wie sie den aktuellen Anforderungen und Wünschen entsprechen. Die umliegenden Felder und Wiesen wurden ebenfalls im Laufe der Jahre immer weiter den heutigen Maßstäben pferdegerecht angepasst. Heute präsentiert sich ein idyllischer Hof mit restaurierter Hubertuskapelle, angrenzenden Feldern und Weiden mit zufrieden grasenden Pferden.

Anheimelnde Stallatmosphäre Die Anfänge des Reitervereins waren aus heutiger Sicht nicht ideal, aber man improvisierte nach besten Möglichkeiten und war immer darauf bedacht, für die Pferde das passende Umfeld zu finden. Auch der Mensch war in den 60er und 70er Jahren mit den einfachsten Bedingungen zufrieden, und so entwickelte sich eine verschworene Gemeinschaft, die für ihren Sport und für ihre Begeisterung viel in Kauf nahm und auf die Beine stellte. Die Pferde waren in notdürftig umgebauten Rinderställen untergebracht. Daneben stand ein Tisch mit einigen Klappstühlen, und in dieser anheimelnden Stallatmosphäre konnte man herrlich nach dem Sport bei einem Glas Bier einen Erfahrungsaustausch vornehmen und weitere Pläne schmieden. Man ritt auf unebenen Sand- und Koppelflächen, bei Regen, Schnee und Kälte immer an der frischen Luft, und wer das nicht schön fand und durchhielt, der war für den Reitsport in dieser Zeit nicht geeignet. Aber mit den Jahren wurden Verbesserungen sichtbar. Man legte unter großem Aufwand und Eigeninitiative Reitplätze an. Diese bekamen exakt vorgeschriebene Außenmaße, damit sie auch für Sportwettkämpfe geeignet waren. Doch Herbst und Winter waren lang und hart für Pferde und Reiter. Ein Dach musste her.

Auf dem Hof gab und gibt es eine große Giebelscheune. Heute dient sie der Strohlagerung, doch in den Anfangsjahren gab es neben der Kapelle für diesen Zweck eine separate Feldscheune, die jedoch einige Jahre später einem Feuer zum Opfer fiel. Die besagte Scheune auf dem Hof bekam eine neue Giebelkonstruktion und eine „Bandenverkleidung“, wie sie im Reitbetrieb erforderlich ist und so stand bereits Ende der 60er Jahre eine Reithalle zur Verfügung. Die Reitfläche war begrenzt, der Boden nicht optimal, aber man hatte ein Dach über dem Kopf – der Anfang war auch hier gemacht.

Pferde müssen jeden Tag bewegt werden. Das Pferd ist ein Lauf-, ein Fluchttier, und abwechselnde Anforderungen gehören zum Bewegungstraining. Entweder macht man einen Ausritt in die schöne Umgebung Richtung Rhein oder nach Osten Richtung Angermunder und Duisburger Wälder oder man gymnastiziert sein Pferd dressurmäßig oder springt über Naturhindernisse und Stangen. Für das Springen auf dem Hof wurden Hindernisse eigenhändig in der noch verbleibenden Freizeit angefertigt, bis ein richtiger Springparcours erstellt war. Auch eine Geländestrecke mit Naturhindernissen wurde im Laufe der Jahre rund um den Hof erstellt. Der Reitsport in seiner gesamten Breite konnte sich so immer weiter entfalten und nahm daher eine positive Entwicklung in diesem und so auch in vielen anderen, umliegenden Vereinen.

Die sportlichen Voraussetzungen wurden im Jahre 1972 weiter verbessert mit dem Bau einer richtigen Reithalle. Das Dressurviereck im vorgeschriebenen Format 40 x 20 m mit einer künstlichen Berieselungsanlage, einer kleinen Zuschauertribüne und weiteren wichtigen Nebenräumen gaben den Aktivitäten neue Impulse. Auch im Jahre 1972 wurde nach fast einjähriger mühseliger Arbeit der Mitglieder der heutige Spring- und Turnierplatz angelegt. Dieser Platz entstand durch die Verlegung der Anger. Er musste jedoch von mannshohen Brennnesseln, Disteln, Büschen und anderen Gewächsen befreit werden. Der Untergrund bestand überwiegend aus Gerümpel, Schutt und Steinen – eigentlich keine gute Voraussetzung für einen Reitboden. Im Laufe der Jahre wurde jedoch immer wieder daran gearbeitet, der Boden aufgebessert und den Anforderungen angepasst.

Jugendförderung Heute widmet sich der Verein dem Breitensport und der Jugendförderung. Das jährlich stattfindende große Reitturnier spricht sowohl die Mitglieder des Vereins als auch alle Reitsportler der näheren und weiteren Umgebung an. Im Laufe des Jahres finden weitere kleine, regionale Turniere und Veranstaltungen statt. Es werden Lehrgänge für Dressur und Springen angeboten, auch in Verbindung mit der Abnahme von Reitabzeichen. Das Erlangen des Abzeichens ist wiederum die Basis für den Turniereinsatz. Verschiedene Lehrkräfte und Reitausbilder stehen den Mitgliedern und den Pferden zur Verfügung.

Wenn man in diesem Zusammenhang die gesamte Entwicklung im deutschen Reitsport betrachtet, liegt im Zusammenwirken vieler kleiner Vereine mit unendlicher Aufopferung und Hingabe für diesen Sport der große Erfolg deutscher Reiterei. Im internationalen Vergleich liegt die deutsche Pferdezucht und die intensive Vereinsarbeit mit den vielen Mitgliedern in den Reitvereinen weltweit an der Spitze. Das drückt sich dann auch wiederum in internationalen Erfolgen bei großen Championaten, wie Olympiaden und Weltmeisterschaften aus. Die deutschen Reiterinnen und Reiter sind immer eine sichere Bank für große Titel. Der „Duisburg-Wittlaerer Reiterverein“ hat zwar noch keinen Olympiasieger und Weltmeister gestellt, aber die Arbeit an der Basis derartiger Vereine sollte auch in Zukunft Garant für guten Nachwuchs und erfolgreiche Reiterei sein. Die Mitglieder des Vereins stellen sich heute den vielfältigen Aufgaben und Interessen des Sports. Einige Mitglieder haben sportliche Ambitionen und nutzen die vielen Turniere in der näheren und weiteren Umgebung zum sportlichen Vergleich. Andere wiederum widmen sich der Hobbyreiterei und genießen den täglichen Umgang mit dem Pferd in Wald und Flur.

In den 40 Jahren Vereinsgeschichte spiegelt sich auch das wandelnde Bild der Pferderassen auf dem Hof wieder. Wo es früher nur Arbeitspferde, sprich „Kaltblüter“ gab, trifft man heute das normale Sportpferd, den „Warmblüter“ an. Hier sind alle Zuchtgebiete vertreten, vom Holsteiner über den Hannoveraner, den Trakehner, den Westfalen und den Rheinländer. Weiterhin gibt es den Friesen mit seiner schwarzen Mähnenpracht, die Andalusier, die stolzen Pferde aus Spanien und auch die kleinen, robusten Island-Pferde sind vertreten.

Der Hof mit seiner näheren Umgebung wird von landschaftlichen und baulichen Veränderungen tangiert. Die beiden Städte Düsseldorf und Duisburg wachsen weiter zusammen. In Düsseldorf erfreuen sich die Ortsteile Wittlaer, Einbrungen und Angermund immer größerer Beliebtheit und erstrecken sich weiter nach Norden. In Duisburg erleben wir das mit dem Süden und den Stadtteilen Serm und Huckingen mit dem Angerbogen. Die Planungen für den weiteren Ausbau der B 8n laufen und diese autobahnähnliche Straße wird vom Froschenteich kommend genau an diesem Hof und der Kapelle vorbeiführen und auf die bereits im Duisburger Süden fertig gestellte Autobahn A 59 führen. Alle hiervon Betroffenen, ob nun Anlieger, Sportler oder Naturfreunde hoffen auf einen harmonischen und naturbedachten Umgang mit der Umgebung.

Generationen vor uns haben schon eine Faszination zu den Pferden entwickelt – das Pferd war schon immer Freund, Partner und Helfer des Menschen. Diese Tradition möchten wir auch in unserem Verein fortsetzen und daher steht auch für uns das Pferd immer im Mittelpunkt unserer Überlegungen. Wir werden weiterhin bemüht bleiben, unserem Partner Pferd artgerechte Voraussetzungen für ein harmonisches Miteinander zu schaffen. Dieses Ziel und die Verantwortung für das uns anvertraute Tier sollten wir stets im Auge behalten. Auch der „Duisburg-Wittlaerer Reiterverein“ hat sich in den zurückliegenden 40 Jahren Vereinsgeschichte diesen Kriterien unterworfen. Wenn die vielen jugendlichen Pferdefreunde ebenfalls diese Grundsätze beherzigen und verinnerlichen, dann werden auch die kommenden 40 Jahre Mensch und Pferd eine harmonische Einheit bilden und beiden Seiten viel Freude bringen. Das wünschen wir uns für die Zukunft.

Duisburg-Wittlaerer Reiterverein e.V. Vorstand: Gerda Ceglarek, Joa­chim Suhren, Daniela Böhm, Kevin Merkel, Claudia Staschel-Klotz, Anke Rahmacher, Susanne Theuring

Sitz: Gut Groß-Winkelhausen, Verloher Kirchweg 101, 40489 Düsseldorf