L. Schramm-Heckmann, Künstler sehen Wittlaer

Liselotte Schramm-Heckmann (1904-1995)
"Altes Gehöft bei Wittlaer", 1952, Aquarell


In einer fast photographischen Manier, die für Liselotte Schramm-Heckmann zu einem Charakteristikum ihrer Darstellungen wurde, gestaltete die Künstlerin 1952 die Landschaft um Haus Werth. Eingebettet in eine leicht hügelige, durch parzellierte Weiden bestimmte Umgebung, wird das Gebäude jedoch durch einige Bäume derart verdeckt, daß nur noch sein Walmdach für den Betrachter sichtbar ist. Auf den Weidenflächen stehen vereinzelt niedrige Bäume, die die horizontale Bildmitte nicht übersteigen und von der Künstlerin zur unbeeinträchtigten Darstellung des Himmels, dessen helles Blau weiße Schlierenwolken durchziehen, genutzt wurden. Die Weiden liegen in satten Farbtönen, welche in vielerlei Nuancen zwischen Gelb und Grün wiedergegeben sind, im hellen Morgenlicht eines beginnenden Tages. Sie scheinen das Sonnenlicht gleichsam zu reflektieren, das von rechts auf die in sich ruhende Landschaft fällt und die Wolken hier in ein gelbes Licht taucht. Merkwürdigerweise fallen jedoch die Schatten der Bäume ebenfalls zur rechten Bildseite, so als ob das sie erzeugende Licht von der gegenüberliegenden Seite kommt. Die in der zweidimensionalen Staffelung scheinbar eng bepflanzte Fläche um Haus Werth läßt nur am linken Bildrand einen schmalen Durchblick auf den Horizont zu, der durch keinerlei Erhöhungen charakterisiert ist und somit auch hier das Blau des Himmels wiedergibt. Wie ein Eingang zu dem Kunstwerk erscheinen die im Vordergrund stehenden Zaunpfähle, welche in ein kaum strukturiertes Schwarz getaucht, ebenso dunkel wirken, wie die sie umgebenden niedrigen Wildpflanzen. Bedingt durch die künstlerische Intension von Liselotte Schramm-Heckmann, ihre Darstellungen in realistischer Manier wiederzugeben, wandte sie eine vollkommen andere Technik als Hermann Raddatz an und konnte damit eine unvergleichliche Detailgenauigkeit erreichen. So kann der Betrachter nicht nur bei den Pflanzen im Nahbereich, sondern auch bei jenen im Hintergrund, scheinbar jedes einzelne Blatt erkennen.