Richard Gessner, Künstler sehen Wittlaer

Richard Gessner (1894-1989)
"Blick auf Wittlaer", Öl/Hartfaser, 35 x 46,5 cm


Ein tiefliegender Horizont und große Palette von unterschiedlichen Grüntönen sind die markantesten Gestaltungsmittel, mit deren Hilfe Richard Gessner dem Betrachter eine beachtliche Bildtiefe zu suggerieren vermag. Obwohl keinerlei menschliche Behausungen abgebildet sind, ist die landschaftliche Situation für den Ortskenner leicht zu identifizieren. Dargestellt ist der Dorfbeginn, wie er sich von Kaiserswerth am Rhein entlanggehend, dem Spaziergänger darbietet. Im Mittelgrund auf der rechten Seite würde nach weiteren Schritten die Gaststätte "Brands Jupp" hinter den Bäumen erschienen und etwas weiter zum Rhein hin ist bereits der Schwarzbach zu erahnen. Der Strom ist nur am linken Bildrand durch wenige hellblaue Pinselstriche angedeutet, die ebenso flüchtig hingeworfen wurden, wie die, die alle anderen Details wiedergeben. Die auch hier vorherrschende Skizzenhaftigkeit der Darstellung, welche statt mit Zeichenstift und Aquarellfarben, nun mit Ölfarben ausgeführt wurde, verleiht dem Gemälde den Status einer Ölskizze, zumal im Bereich des Himmels immer wieder Partien festzustellen sind, die nicht bemalt wurden und somit die Leinwand durchschimmern lassen. Virtuos vermochte es Richard Gessner eine Vielzahl von Grüntönen zur Differenzierung der einzelnen landschaftlichen Gestaltungselemente und deren Tiefenstaffelung einzusetzen. Der Schwerpunkt seiner künstlerischen Intention liegt in eben diesem Bestreben, da der Fluß als Orientierungsmittel am linken Bildrand kaum zu erkennen ist. Gessner, der sein Studium 1913 an der Kunstakademie in Düsseldorf zunächst bei Willy Spatz und Eduard von Gebhart begann, setzte seine Ausbildung nach dem 1. Weltkrieg als Meisterschüler Max Clarenbachs fort und wurde durch ihn mit den gestalterischen Möglichkeiten der Landschaftsmalerei vertraut gemacht.